Freitag, 29. Juli 2016
Mittwoch, 27. Januar 2016
Ubahn-Gedanken #1
Fangen wir mit dem Obdachlosen ohne Hose an. Nun ja,
eigentlich trug er eine Hose – allerdings nur bis kurz über die Knie gezogen.
Ziemlich schnell - leider nicht schnell genug - wurde mir klar, warum meine
Miteinsteiger schnurstracks in Richtung anderes Wagon-Ende geeilt waren.
Da stand ich nun, mich selbst fragend, ob ich das
jetzt auch noch dürfe? Doch meine Gedanken wurden je durch einen Geruch in
meinen Nasenflügeln unterbrochen. Urin. Himmel! Nein. Hölle!
Die Ubahn wackelte, der Hosen-Mann auch. Wenn der
jetzt gleich noch auf mich fällt, schoss mir die Furcht ins Hirn. Seine Zähne
mahlten, sein Blick dieste vor sich hin. Meine Zähne bissen aufeinander, mein
Blick suchte das Weite – und fand sich im Unverständnis, das meinem Gegenüber
ins Gesicht geschrieben stand, wieder.
Ha, da war ja noch einer nicht schnell genug entkommen!
Und diesem armen Kerl stand der Obdachlose ohne Hose frontal gegenüber. Schadenfreude meinerseits. Mir war jetzt eben einfach nicht nach fremden Geschlechtsteilen.
Dieser ungewollte Körperkontakt, der einem in Berliner Ubahnen aufgezwungen wird, lässt mich eh regelmäßig verzweifeln. Bin eher so der Typ für "Dein Bereich, mein Bereich" – aber zu manchen Uhrzeiten kann auch ich mich den Viehtransporten des öffentlichen Nahverkehrs nicht entziehen.
Dieser ungewollte Körperkontakt, der einem in Berliner Ubahnen aufgezwungen wird, lässt mich eh regelmäßig verzweifeln. Bin eher so der Typ für "Dein Bereich, mein Bereich" – aber zu manchen Uhrzeiten kann auch ich mich den Viehtransporten des öffentlichen Nahverkehrs nicht entziehen.
Ich musste unweigerlich an die Frau von heute Morgen
denken. Auch sie roch. Na ja, viel mehr ihr Mantel - so eine muffige
Lederklamotte. Dazu wurde meine Nase in ihren Haarschopf gedrückt. Da roch es auch.
Nach ... iiieeehhh, Moschus! Und während ich noch überlegte, warum zu allem Überfluss ihr strohiges Moschus-Haar auch noch um meine Nasenflügel tanzte, fühlte ich einen
Stoß in meiner Lendengegend. Rums! Nach meinem ersten Unglauben musste ich
völlig angewidert feststellen, dass die muffige Moschus-Frau gerade ihr
Hinterteil in meine Intimzone gerammt hatte. Wahnsinn! Man, ähm, Frau kann
quasi mit dem Hintern austreten. Ich war baff und zugleich lief mir ein Schauer
über den Rücken. Was erzähle ich denn da?! Über meinen ganzen Körper. Angebumst
von der Moschus-Frau ...
So, wo war ich gleich? Ach ja, Körperkontakt.
"Dein Bereich, mein Bereich". Der Obdachlose ohne Hose! Der einzige
Ausweg war die Flucht nach vorne. Leider hieß das, am Knie-Träger vorbei …
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Als ich später einigen Freunden mein Erlebnis
schilderte, erntete ich außer viel Gelächter die amüsierte Frage: "Warum bleibst du denn da
auch stehen?!"
Ich versuchte mich zu erklären, vor allem es mir
selbst zu erklären: "Na ja, ich hab’s ja nicht so mit sozialer Kompetenz.
Und ich habe mir die Frage gestellt, ob ich auch wegrennen wollen würde, wenn
jemand einfach nur sein Deo vergessen hätte. Ne,
oder? Oder doch? Na ja, auf jeden Fall wollte ich den Mann ohne Hose, der ja
dann doch irgendwie eine Hose anhatte, auch nicht diskriminieren. Ich glaube
aber, das nächste Mal schließe ich mich den erfahrenen Ubahn-Nutzern an.”
Notiz an mich selbst: Einfach die nächste Bahn
abwarten. Noch besser.
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